Test Standbox DALI Rubikore 8: die stressfreie Hochpegelbox

Als die Veranstalter der HIGH END im November vergangenen Jahres in Wien erstmals ihre Finest Audio Show veranstalteten, war ich aus mehreren Gründen begeistert. Zum einen ist Wien großartig, der Messeplatz, das Austria Center Vienna mit seinen viele Möglichkeiten, ebenfalls. Zudem hatte ich das Vergnügen, einigen sehr guten Vorführungen beiwohnen zu dürfen. Unter anderem der DALI Epikore an einer Octave Vor-/End-Kombi. Da blieb mir fast die Spucke weg, so überzeugend natürlich und präzise tönte das. Gut: Ein Pärchen Epikore kostet 40.000 Euro. Da hätte man es doch gern etwas günstiger. “Et voilà”, heißt es nun von den Dänen, die mit Rubikore aktuell eine neue Serie in den Markt einführen, die technisch viele Anlagen aus Epikore in sich tragen soll. Wir machten die Probe aufs Exempel gleich mit dem Flaggschiff: die DALI Rubikore 8 im LowBeats Test…

Rubikore ersetzt bei DALI die beliebte Rubicon Serie; bei den üblichen Preisanpassungen blieb man erfreulich moderat. Und auch Rubikore wird von Hand in Dänemark gefertigt. Zudem versucht man bei DALI, möglichst alles von Zulieferern aus der engeren Umgebung zu bekommen.

Das Ergebnis ist – wie von DALI zu erwarten – höchst vorzeigbar. Die Wände bestehen aus mehrschichtigem MDF, die Schallwand ist so dick, dass die DALI-Tischler die Rundung einfach herausfräsen können.

Meine ersten Besuche führten mich in den 1990er Jahren zu DALI. Schon damals war ich echt überrascht, wie viel Wissen und wie viel Willen vorhanden waren, die Verzerrungen der üblichen Treiber zu reduzieren. Möglich machte das eine große Nähe zu der (damals noch sehr viel potenteren) dänischen Treiber-Industrie (Peerless, Scan Speak, Vifa), aber auch eine von Beginn an große Entwicklungsabteilung. Und jedes Mal, wenn ich später wieder einmal vorbeischaute, wurden mir freudestrahlend die neuen Minusrekorde in Sachen Verzerrungen gezeigt. Irgendwie nett…

Mit Kore und der leicht heruntergebrochenen Epikore begann bei DALI dann abermals eine neue Zeitrechnung, weil Vieles, was bislang quasi Gesetz war, noch einmal auf den Prüfstein kam. Wie zum Beispiel der Hochtöner…

Die Besonderheiten der DALI Rubikore 8

Im Zentrum der Rubikore 8 steht – wie bei fast allen DALI-Speakern – eine 2-Wege-Kombination. In der Regel wird deren konventioneller Hochtöner, eine Kalotte mit 29 Millimeter durchmessender Seidenkalotte, ab 14 KHz durch einen Magnetostaten nach oben ergänzt. Der Magnetostat hat eine größere Bandbreite nach oben hin und macht in Verbindung mit dem Hochtöner das Klangbild feiner und luftiger. Diese Doppelhochton-Kombi gehört bei DALI fast schon zum Marken-Gen.

Neu bei Rubikore allerdings ist die Abwesenheit von Ferrofluid im Hochtöner-Magnetspalt. Wie die Dänen herausfanden, gibt es Möglichkeiten, auch ohne diese magnetische Flüssigkeit, die Temperatur der Schwingspule und damit die Verzerrungen zu senken. Denn das bewährte Ferrofluid hat beileibe nicht nur Vorteile: Zum einen dämpft es den Impuls ein wenig, zum anderen kann es im Lauf der Jahre dickflüssiger werden. Die neueste DALI-Forschung im Hochtönerbereich ist also “ohne” im Magnetspalt. Recht so.

Immer weiter trieben die DALI-Entwickler auch das Thema “Wirbelströme” in Magneten. Um die zu reduzieren, nutzen die pfiffigen Dänen schon seit Jahren ein Magnetpulver (SMC), das sie zu Magneten formen, die dann kaum noch Wirbelströme aufweisen. Die neueste Generation der Tief- und Mitteltöner ist – bestens zu hören bei Epikore – noch einmal verzerrungsärmer und pegelfester geworden.

In der Rubikore 8 werkeln gleich drei dieser Tiefmitteltöner im 16,5 Zentimeter Format: Der oberste läuft durch bis zur Trennfrequenz mit dem Hochtöner (2.400 Hertz), die unteren beiden laufen nur bis 500 Hertz, um dem Rubikore-Flaggschiff das nötige Tiefbass-Fundament zu verschaffen.

Und die Entwickler stellten fest, dass sich dieses SMC-Material auch für den Aufbau von Induktivitäten, also für die Spulen auf der Frequenzweiche, bestens eignet. Auch an dieser Stelle reduziert SMC Wirbelströme und hässliche Beeinflussungen von benachbarten Bauteilen. Außerdem hatte man bei der Epikore hervorragende Ergebnisse mit den Supreme-Kondensatoren des Kölner Spezialisten Mundorf gemacht. Klar, wie die Weiche der Rubikore 8 aufgebaut ist, oder? Wir finden überwiegend SMC-Spulen und die edlen Mundorf-Caps…

Praxis

Die Frequenzweiche jedenfalls ist eine echte Meisterleistung – wie unsere Impedanz-Messungen unterstreichen: Gemeinhin darf man bei der Parallelschaltung von drei Bässen niedrige Impedanzen und starke Phasendrehungen vermuten. Aber nichtsda: Die Rubikore 8 verhält sich elektrisch blitzsauber: Ihre Impedanz ist erfreulich linear und fällt nie unter 4 Ohm, die Phase verläuft ebenfalls mustergültig linear und selbst der EPDR-Wert kratzt nur einmal an der 2-Ohm-Grenze. Das ist exzellent und eröffnet selbst Verstärkern der 500 Euro Klasse einen audiophilen Betrieb der Rubikore. Wobei nicht unerwähnt bleiben sollte, dass die Rubikore 8 aber mindestens 300 Watt pro Kanal (4 Ohm) bräuchte, um pegelmäßig ausgereizt zu werden. Wir hatten zur Testzeitpunkt der DALI noch den Rotel RA 6000 in der Redaktion: so ein Kaliber sollte es mindestens sein…

Wenn Leistung ausreichend vorhanden ist, zeigt sich die Rubikore 8 auch in ihrer Paradedisziplin (der unverzerrten Wiedergabe) von ihrer Schokoladenseite. Bei der klassischen Wohnzimmerpegel-Messung (@85dB) sieht man so gut wie keine Verzerrungen.

Vorwärts Zurück

Vorwärts Zurück

Noch beeindruckender allerdings ist der Eindruck der Rubikore 8 am oberen Pegelstand: 109 dB mit Dauerpegel und ebenfalls hervorragende 121 dB mit kurzfristigen Signalen (wie Musik) machen die Rubikore 8 zum echten Pegelmonster.

Abgestimmt ist das Rubikore-Flaggschiff DALI-typisch: Ein dezenter, feinseidiger Mittelhochtonbereich trifft auf einen sehr satten Bassbereich. Dieser Charakterzug erfordert gerade bei der Rubikore 8 eine freie Aufstellung. Die Rubikore in der Nähe der Zimmer-Rückwand? Bitte nicht. Ich empfehle einen Abstand von mindestens 50 Zentimetern – gemessen von der Rückseite der Box. Noch etwas mehr ist noch besser. Dieser Lautsprecher will also durchaus seinen raumgreifenden Auftritt.

Hörtest

Schon die ersten Takte unterstreichen den Ansatz der DALI-Entwickler: Verzerrungen findet man hier keine. Jede Form von Musik kommt auf eine feine, kultivierte Art, die immer eher schön als angestrengt ist. Da wird ein großes Panorama aufgezogen, das auf satten Bässen ruht. Nur selten habe ich das wunderschöne “Sparrow” von Lizz Wright (gesungen im Duett mit Angélique Kidjo) so wohlig-intensiv gehört. Die Stimme der Sängerin hatte eine intime Samtigkeit, die hellere Stimme der Duett-Partnerin bekam viel Kraft; man verstand jede noch so kleine Silbe.

Der Beat des Stücks kommt von einer afrikanischen Trommel, welche die Rubikore satt-mächtig in den Raum platziert. Und gleichzeitig stellt sie all das feine Schlagwerk und die begleitende Gitarre wie auch die Geige gleichermaßen fein und prägnant heraus, ohne dass irgendetwas eine Vordergründigkeit bekommen hätte. Es ist vielleicht die herausragende Eigenschaft dieses Lautsprechers: Man hört so gut wie alles, und trotzdem bleibt alles ganz gelassen – ein Wohlfühlhören erster Klasse. Großartig.

Vor allem, weil der Eindruck sowohl bei kleinen als auch bei brutal hohen Lautstärken immer ähnlich ist. Wir haben natürlich alle Hörtest-Klassiker von ABC über James Blood Ulmer bis zu Yello durchgehört: Es ist nicht nur höchst erstaunlich, wie laut die Rubikore 8 spielen kann, sondern vor allem wie sauber sie dabeibleibt: Die Mitten weiterhin geschmeidig, der Hochton immer noch seidig – selbst, wenn dem geneigten Zuhörer schon die Ohren klingeln. Und der Bass? Er wird bei hohen Pegeln einen Hauch trockener – was mir aber ganz gut gefällt, weil es dann noch stringenter Richtung Zwerchfell geht…

Der Vergleich mit der nagelneuen und preislich vergleichbaren Audio Physic Tempo (7.800 Euro, Test folgt in Kürze) zeigte die charakterlichen Eigenheiten der DALI exemplarisch. Die Tempo ist eine Meisterin des präzisen Basses und der impulsiven, recht direkten Mittenwiedergabe. Die DALI wirkt insgesamt etwas entspannter, dezenter, nicht ganz so quirlig und energetisch, obwohl auch sie alle Details im Blick behält und unterm Strick vielleicht sogar noch etwas feiner wiedergibt.

Auch im Bass sind das zwei Welten: Wo die Audio Physic unerbittlich präzise die Bassdrum knüppelt, hängt die DALI einfach nochmal eine Oktave nach unten an und legt zudem bei 60 Hertz ein sattes Pfund obendrauf – ohne natürlich diese hohe Präzision der Audio Physic zu erreichen.

Fazit DALI Rubikore 8

Ein wirklich gelungener Auftritt des Rubikore-Flaggschiffs. Dass die Dänen exzellente Gehäuse bauen können, davon darf man ausgehen. Dass eine DALI wie eine DALI klingt – also warm-satt und obenrum seidig – ist ebenfalls geschenkt. Neu ist die wirklich frappierende Verzerrungsarmut, das enorme Pegelvermögen und das elektrisch völlig anspruchslose Verhalten (lineare Impedanz, Wirkungsgrad von fast 88 dB), dass wir sogar mit einem kleinen Rotel-Vollverstärker respektable Ergebnisse erzielten. Ein Lautsprecher, der leise wie laut mit höchstem Wohlfühlfaktor begeistert. LowBeats Einstufung: überragend!

 

DALI Rubikore 8	2024/08
ÜBERRAGEND

Bewertungen

Klang Praxis Verarbeitung Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.

	Wunderbar angenehmer, fein-seidiger Klang
	Satter Tiefbass
	Elektrisch erfreulich anspruchslos: lineare Impedanz, lineare Phase
	Enorm pegelfest

Vertrieb:
DALI GmbH
Berliner Ring 89
64625 Bensheim
www.dali.gmbh

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Dali Rubikore 8: 7.000 Euro

Die technischen Daten