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Aurender Flow
Einen Aurender für kleines Geld gibt es normalerweise nicht. Es sei denn es ist der Floe, der nun auch noch im Preis kräftig gesenkt wurde (Foto: Aurender)

Kauftipp der Woche: Aurender Flow. D/A-Wandler und Kopfhöreramp im feinen Alu-Block

Da hat sich ein Designer ganz, ganz weit aus dem Fenster gelegt. Erstaunlich für ein Unternehmen wie Aurender – das primär seine Umsätze durch elegante, geradlinige Streamer verdient. Aber der Aurender Flow büxst aus. Die Fotos auf dieser Seite geben den Charme und vor allem die Potenz des offiziell genannten „V1000“ nicht wieder. Was liegt da auf meinem Schreibtisch? Es wirkt wie – Entschuldigung – die Miniatur einer Waschmaschine mit großem Bullauge. Ist es natürlich nicht. Sondern ein externer Kopfhörer-Verstärker mit vorgeschaltetem Digital/Analog-Wandler. Eine tolle Maschine, die bis vor Kurzem für 1.200 Euro den Besitzer wechselte. Nun, dass SG Akustik sie nun im Preis auf knapp 800 Euro gesenkt hat, macht sie gleich noch einmal schöner…

Aurender Flow Größe
Der Vergleich mit der Pfeife des Autors zeigt die beschauliche Größe des Flow (Foto: A. Günther)

Aurender Flow: der Formfaktor

Sagen wir es einmal umgekehrt und anerkennend: Hätte Apple den Mut gehabt, so ein Produkt zu bauen – es hätte wahrscheinlich die gleiche Formsprache. Wie die MacBooks besteht auch der Flow aus Aluminium, das erstaunlich schwer in der Hand liegt. Das sind 450 Gramm, fast ein volles Pfund. Da ist sofort der Glauben an die Verarbeitungsqualität geweckt – und die Familiengene, ein echter Aurender mit dem Hauch des Absoluten. Er liegt nicht nur schwer in der Hand, sondern auch mächtig-stabil auf dem Schreibtisch. Wo auch sein ideales Einsatzgebiet ist: per USB-3 hinaus aus dem Mac oder PC und per SATA hinein auf der Kopfseite des V1000.

Aurender Flow Eingänge
Zugang per USB oder optisch (Foto: A. Günther)

Das ist auch ergonomisch clever. Denn man sieht die zuführenden Kabel nicht, hat aber direkt die große Kopfhörerbuchse vor der Nase (6,3 mm Klinke). Also einfach den Kopfhörer per Kabel andocken. Auf der Gegenseite wird der Flow ohne Hürden vom Rechner erkannt. Ganz simpel als Ausgabemedium für Audio-Inhalte anklicken. Dann übernimmt das Browserfenster die Steuerung oder die Apple Music App oder Qobuz… As you like it.

Praxis

Kann man aber auch alles vergessen, verdrängen, aushebeln. Der V1000 funktioniert auch als Stand-Alone. Seine Energie kommt aus dem internen Akku. Also könnte ich auch auf der Bahnfahrt mein Notebook anschließen, oder – mit dem passenden Adapter – mein Smartphone. Die etwas karge Bedienungsanleitung lässt uns aber wissen, dass ein „Apple Camera Kit“ nicht im Lieferumfang beiliegt. Wäre auch dumm. Zum einen teuer, wie alles von Apple, aber das wertvollste Unternehmen der Welt muss sich ja gerade auch dem Zwang zum USB-C-Anschluss beugen. Ansonsten ist der Lieferumfang des Flow ordentlich.

Aurender Flow Zubehör
Das Zubehör ist umfassend. Darunter alle wichtigen Anschlusskabel (Foto: A. Günther)

Einen Adapter auf 3,5er Klinke erwarten wir, dann aber ein optisches Kabel, einen Adapter 6,3er Klinke auf Cinch – für alle, die mit dem V1000 direkt in den Verstärker oder die Aktivboxen gehen wollen. Das USB-Ladegerät prahlt mit Steckeraufsätzen für die weite Welt (sehr praktisch für Vielreisende). Und mit einem Schraubendreher? Was soll das? Als Tester denkt man sofort an Unbill – muss ich etwa mögliche Service-Optionen selbst übernehmen?

Aurender Flow innen
Wenn es mal ein wenig mehr Speicherplatz sein soll, lässt sich intern eine SSD nach dem mSATA-Standard nachrüsten. Den passenden Schraubendreher liefert der Hersteller gleich mit (Foto: A. Günther)

Natürlich nicht. Aber es gibt eine spannende Upgrade-Möglichkeit. Eben den Kreuzschraubendreher zücken, vier Schrauben an der Bodenplatte lösen und ins Innenleben schauen. Da hat Aurender tatsächlich einen freien Steckplatz installiert: für SSD-Festplatten. Die gute Nachricht: bis zu 1 TB an meiner Lieblingsmusik kann ich hier integrieren und den Flow als echten Stand-Alone im Garten oder auf der einsamen Alm nutzen. An der rechten Seite gibt es die Play- und Steuertasten, das Bullaugen-Drehrad gibt die Lautstärke vor.

Aurender Flow Bedienfeld
Das Bedienfeld findet sich auf der Stirnseite (Foto: A. Günther)

Die schlechte Nachricht: In den Festplattensteckplatz gehört eine mSATA-SSD hinein. Das war eine Bauart, die im technischen Wandel der letzten Jahre, nun ja, aus der Kurve geflogen ist. Ein Übergang zwischen der eckigen Schatulle im 2,5er Format und den modernen Flachriegeln. Gibt es kaum noch. Aber ein Tipp aus unserer LowBeats-Recherche: Einige Anbieter haben Adapter entwickelt – hinein in den mSATA-Steckplatz und eine der vielen SD-Karten wie für Kameras und Smartphones im Huckepack zugesteckt, fertig ist der Datenträger.

Wer aufmerksam liest, ahnt die Botschaft: Seltene Festplatte, eigenwilliges Design – der Flow ist schon seit einigen Jahren auf dem Markt und hat sich eher zurückhaltend verkauft. Die Aurender-Strategen haben das Marktpotenzial falsch eingeschätzt. Weshalb es den Flow jetzt überaus günstig gibt, mit dem guten Gefühl, dass vielleicht genau jetzt seine Zeit gekommen ist. Wie heißt unsere Rubrik? Genau: „Kauftipp“.

Denn in der audiophilen Wandlung sind wir geradezu luxuriös unterwegs. Unter der Haube wandelt ein ESS9018K2M-Chip bis zu 32 Bit und 384 Kilohertz. Da sehen selbst großformatige Komponenten im 43-Zentimeter-Regal alt aus (und der V1000 kann ja auch die klassische HiFi-Kombi bedienen, ganz simpel per optischem Kabel auch an ollen CD-Playern). Jetzt kommt die Kirsche auf die Torte: Auch DSD128 wird als audiophile Sprache vom Flow verstanden. Aus der Schule geplaudert: Alle, wirklich alle, Millionen Datensätze auf meiner NAS-Musiksammlungsfestplatte sind für den V1000 lesbar.

Klang

Wenn das gute Stück jetzt noch klingt… Drei Kopfhörer habe ich auf dem Schreibtisch versammelt. Jeder steht für eine eigene Finanzklasse und vor allem eigene Klangideale mitsamt Ohm-Werten. Also von günstig nach teuer, vom robusten Allrounder bis zum Sensibelchen: ein Beyerdynamic DT900 Pro X, ein Sennheiser HD800 und als Exot ein Sony MDR-SA5000, fünf bis 110.000 Hertz im Magnesium-Gehäuse (da wollten die Sonys mal zeigen, dass sie auch im High-End ganz oben mitspielen können, lange her und historisch eher ein Heißluftballon).

David Gilmour „Luck And Strange“ Cover
David Gilmour mit „Luck And Strange“ erschien in diversen Formaten bei Sony als CD, LP, Blu-ray sowie als Limited Deluxe-Vinyl-Box-Set-Edition (Doppel-LP, Blu-ray, Buch) oder als Stream oder Download, zum Beispiel bei qobuz.com

Und David Gilmour ist wieder da, mächtiger und weiser denn je: „Luck and Stange“ ist Edelpop mit hellen Gitarren und rauer Tenorstimme. Der Titelsong legt noch eine Hammondorgel links dazu und ein leise angetipptes Becken. Also das ganze Spektrum der Harmonien und Frequenzen. Der Flow zeigt es als audiophiles Fest. Man fällt vom Glauben ab – so ein kleiner Alu-Barren? Jeder der drei Hörer wird bei seiner Ehre und seinem Potenzial gepackt. Zum Kuscheln die Wucht des Beyerdynamic. Die Ehrlichkeit und Transparenz des Sennheisers. Dann der Sony – den ich lange als zu anämisch eingeschätzt hatte. Am Aurender Flow und eben mit David Gilmour wurde der klangliche Festschmaus des Monats daraus. Ach was, des vergangenen halben Jahres. So manche Großkombi mit Riesenboxen und Wattorgien hat mich weit weniger berührt.

Fazit Aurender Flow

Manche Geistesblitze kommen zu früh auf die Welt. Steve Jobs könnte ein Lied davon singen. Aurender ebenfalls. Der Flow V1000 ist optisch ein Eigenwilliger. Aber auf dem Schreibtisch sehr praktisch – mit dem Drehrad hat man das Feeling eines Profi-Reglers auf dem Mischpult. Keine geschwätzige Display-Anzeige, keine Kabel-Zöpfe, alles clean und direkt. Unprätentiös wird jeder Kopfhörer bedient – und an seine Grenzen gepusht.

Was ist besser – der Verstärker oder der Wandler? Es ist natürlich das Doppel, vielmehr das Triple angesichts des weiten Einsatzgebiets – mobil, neben der Tastatur oder im erwachsenen Rack als Upgrade für betagte CD-Player oder untermotorisierte Streamer. Ein Meisterwerk aus der meisterhaften Digitalschmiede Aurender.

Kauftipp der Woche: Aurender Flow
2024/09
Test-Ergebnis: 4,7
ÜBERRAGEND
Bewertung
Klang-Potenzial
Wert-Beständigkeit
Preis/Leistung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Feiner, hochauflösender Klangcharakter, stramm im Bass
Passgenau für eine Vielzahl an Kopfhörer (in Ohm wie Abstimmung)
Starker, eigenwilliger Formfaktor
Batterie an Bord, auch mobil nutzbar

Angebot:
SG Akustik HiFi-Studio
Printzstraße 13
76139 Karlsruhe
0721 / 921 273-0
www.sg-akustik.de

Aktionspreis (zeitlich begrenzt):
Aurender Flow V1000: 799 Euro

Technische Daten

Aurender Flow
Technisches Konzept:Mobiler DAC/Kopfhörer-Amp
Wandler:ESS9018K2M, 32bit/384kHz, DSD64/128 DAC
Eingänge:1 x USB 3.0 und 1 x SPDIF (optisch)
Ausgänge:6,35 mm Kopfhörer
Akku-Spielzeit7 Stunden
Besonderheit:Optionaler mSATA-Speicher bis zu 1TB
Angebots-FarbeSilber
Abmessungen (H x B x T):13,7 x 8,0 x 2,8 cm
Gewicht:450 Gramm
Alle technischen Daten

Autor: Andreas Günther

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Der begeisterte Operngänger und Vinyl-Hörer ist so etwas wie die Allzweckwaffe von LowBeats. Er widmet sich allen Gerätearten, recherchiert aber fast noch lieber im Bereich hochwertiger Musikaufnahmen.