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Auralic Vega S1 Startbild
Mit der neuen S1-Serie bringt Auralic seine wichtigsten Technologien in einen bezahlbareren Bereich. Der Streaming-DAC Vega S1 zeigte im ersten LowBeats-Test, was das für den Klang bedeutet (Montage: F. Borowski)

Erster Test Auralic Vega S1: Streaming-DAC mit viel High-Tech und Spitzenklang

Mit der neuen S1-Serie schlägt der Streaming-Spezialist Auralic eine neue Richtung ein. Statt immer nur noch teurere Geräte zu bauen, fanden die Entwickler es an der Zeit, ihre exklusiven Technologien aus der G2.x-Serie in erschwinglichere Regionen zu bringen. Dafür kommt jetzt die S1-Serie auf den Markt. LowBeats hat kurz vor dem Marktstart den Streaming-DAC Auralic Vega S1 zum Test bekommen. Und was der alles unter der Haube hat, ist ziemlich einmalig. Ebenso wie sein Klang.

The Next Generation

Auralic existiert zwar erst seit 2009, gilt auf dem Gebiet streamingfähiger Audiokomponenten aber schon als alter Hase. Schließlich ist diese Gerätekategorie noch ein recht junges Phänomen. Aber eines, an dem schon jetzt fast kein Weg mehr vorbei führt. Auch nicht für absolut audiophile Naturen. Vorbei die Zeiten, in denen naserümpfend über „Digitalklang“ gelästert wurde. Weitgehend vorbei sind aber auch die Zeiten digitaler Tonträger. Heute wird gestreamt. Und das nicht zu knapp. Wer eigene digitale Musikdateien besitzt, archiviert diese auf Festplatten oder SSDs. Auch dafür sind Streamer in aller Regel vorbereitet.

Das ursprünglich chinesische Unternehmen hat seinen Firmenhauptsitz inzwischen übrigens in den USA und nennt sich dementsprechend Auralic North America Inc. Nun kommt Auralic mit einer neuen Geräte-Serie um die Ecke, die mal wieder Standards in Sachen Klangqualität setzen will. Schon seit je her kümmern sich die Auralic-Macher mehr um optimale Signalreinheit zur Klangoptimierung, als um die Größe von Displays oder die längste Liste an Einzelfunktionen – ohne diese Punkte jedoch zu vernachlässigen.

Auralic Vega S1
Der Auralic Vega S1, hier abgebildet mit dem optionalen Netzteil (Foto: Auralic)

Zugegeben: „Serie“ ist für die neuen Auralics vielleicht ein etwas irreführend, denn wir haben es hier mit lediglich drei Komponenten (davon ein Netzteil) zu tun. Für die bessere Einordnung des Vega S-1 hier eine kurze Übersicht über alle drei:

ARIES S1

Das Modell Aries S1 ist ein so genannter Streaming Processor. Das heißt, es ist ein rein digitales Gerät, welches ausschließlich für die Verarbeitung von lokalen oder online gestreamten Audiodaten zuständig ist und diese auch nur digital an einen externen Wandler ausgibt. Wer bereits über einen D/A-Wandler (DAC) in seiner Kette verfügt, braucht lediglich einen Aries S1 zur Ergänzung. Der Aries kann aber auch in Kombination mit seinem Bruder Vega S1 genutzt werden (siehe unten), wobei der Aries dann den Streaming-Part und das Processing übernimmt.

Hierbei kümmert sich der Aries nicht nur um solche Dinge wie die richtige Taktung des Datenstroms, sondern auch um andere „verborgene“, aber sehr komplexe Rechenoperationen, wie beispielsweise DSP-Funktionen. Erstmals bringt der Aries S1 auch eine DIRAC Live-Lizenz zur Raumeinmessung mit.

Kerntechnologien Aries S1:

  • Tesla G3 Streamingplattform
  • Dirac Live
  • Direct Data Recording
  • Dual Femto Clocks
  • UVP: 1.999 Euro

VEGA S1

Das zweite Gerät der neuen Serie – und hier im Test – ist der Vega S1. Der macht im Prinzip das Selbe wie der Aries, hat aber zusätzlich einen DAC integriert. Dafür ist er auf der Prozessor/DSP-Seite nicht ganz so umfangreich ausgestattet. Wer einen integrierten Streamer und DAC wünscht, um diesen direkt an analoge Verstärker oder Aktivlautsprecher anzuschließen, ist mit dem Vega S1 an der richtigen Adresse.

Kerntechnologien Vega S1:

  • Tesla G3 Streamingplattform
  • Dirac Live
  • Fusion DAC
  • ORFEO-Ausgangsstufe
  • Passive Lautstärkeregelung
  • ToneMode
  • PureDAC–Modus und Direct Data Recording
  • UVP: 1.999 Euro

S1 External Purer-Power Supply

Da Netzteile einen erheblichen Einfluss auf den Klang digitaler und analoger Baugruppen haben können, bietet Auralic optional noch ein besonders hochwertiges Speisegerät an, das sowohl an dem Aries S1, wie auch am Vega S1 genutzt werden kann. Durch die räumliche Trennung, aufwendigere Konstruktion und größere Leistungsreserven kann das externe Netzteil für besonders anspruchsvolle Hörer noch ein (möglicherweise entscheidendes) Quäntchen mehr an Ruhe und Kontrolle ins Klangbild bringen. Das interne Netzteil wird bei Anschluss des externen Geräts deaktiviert. Der Preis des S1-Netzteils liegt bei 999 Euro.

Der Auralic Vega S1 im Detail

Auffälligste Neuerung der S1-Serie einschließlich des Vega S1 ist natürlich das in der Breite auf 21 cm reduzierte Gehäuse. Die letzten Auralic-Generationen hatten stets 34 cm Breite. Insgesamt benötigt der S1 fast genau die Fläche eines Blattes DIN A4. Damit passt er auch bequem in eine Desktop-Umgebung. Vor allem, wenn der Vega S1 allein genutzt wird. Also ohne optionales Netzteil und ohne den Aries als Streaming-Vorarbeiter. Der Materialeinsatz bei der Gehäusequalität wurde etwas reduziert, bleibt aber auf hohem Niveau für diese Klasse. Der S1 wirkt mit seinen kräftigen Aluminium-Planken immer noch wie aus einem Guss.

Verzichten müssen Vega S1-Nutzer auf den Dreh-/Drück-Knopf zur Bedienung. Die erfolgt hier über Tasten an der Oberseite. Ebenfalls gestrichen wurde der Kopfhörerausgang.

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Auralic Vega S1
Puristisches, kantiges Design. Das Gehäuse ist aus Kostengründen nicht ganz so massiv, wie bei den größeren Auralic-Komponenten (Foto: F. Borowski)
Auralic Vega S1
Die Anzeigen bei der Musikwiedergabe unterschieden sich nicht von anderen Auralic-Streamern (Foto: F. Borowski)
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Der Blick ins Innere lässt nicht erkennen, dass der Hersteller allzu rigoros den Rotstift angesetzt hätte. Ein kräftiges Linearnetzteil mit Ringkerntrafo speist mit getrennten Abgriffen die digitalen und analogen Sektionen. Die Hauptplatine ist hier natürlich deutlich kompakter gestaltet und höher integriert, als bei den größeren Modellserien. Gegenüber den teuren Modellen fehlt das innere Kupfergehäuse. Doch auch der Vega S1 verfügt alle primären Auralic-Spezialfeatures, die die Topmodelle auszeichnen. Wie zum Beispiel den speziell für Auralic angepassten ESS-DAC-Chip und die „Orfeo“ genannten Class-A Ausgangsmodule. Die wurden übrigens vom Schaltungsdesign der berühmten Neve 8078 Analogkonsole inspiriert. Auch bei der Clock lässt sich der S1 nicht lumpen und nutzt eine hochpräzise 60fs „Femto Clock“. Entscheidende Baugruppen sind zudem galvanisch voneinander isoliert.

Auralic Vega S1
Das Innenleben des Vega S1 enthält alle Auralic-typischen Hauptzutaten, wie die Orfeo-Ausgangsmodule und eine R2R-Lautstärkeregelung (Foto: Auralic)

An der Unterseite setzt Auralic am S1 einfache Gerätefüße ein. Aus Kostengründen muss hier auf die exakt auf das Gewicht des jeweiligen Gerätes abgestimmten Dämpfer-Füße der Top-Serien verzichtet werden.

Auralic Vega S1
An der Unterseite finden sich solide Gerätefüße, aber nicht die aufwendigen Dämpferfüße der teureren Serien (Foto: F. Borowski)

Zu den wichtigsten Neuerungen gehört der Einsatz der neuen Tesla G3 streaming Plattform. Diese basiert auf einer 64-Bit-ARM-Architektur und soll die achtfache Verarbeitungsleistung ihres Vorgängers bieten. Selbst die anspruchsvollsten Aufgaben soll der S1 damit problemlos bewältigen und auf lange Sicht genügend Performance bieten.

Die Tesla G3 Plattform setzt DMA-Technologie (Direct Memory Access) für die Audioeingangs- und -ausgangskanäle ein. Alle audiobezogenen Hard- und Softwarekomponenten können damit direkt auf den Systemspeicher zugreifen. Dadurch sollen Latenz und Jitter im Vergleich zu Tesla G2 um 90 % reduziert werden. Auch die Multitasking-Fähigkeiten des System werden dadurch verbessert, was einen besonders direkten und verzögerungsarmen Betrieb verspricht. – Ich bin gespannt.

Aber da ist noch mehr. Zur G3-Plattform gehört auch eine Technik namens Direct Data Recording (DDR). Auf der G3-Plattform funktioniert das so ähnlich wie die Time-Shift-Funktion bei einigen TV-Geräten. Die aktuelle Wiedergabe wird permanent im Hintergrund aufgezeichnet, solange der Speicher reicht. Ist der Speicher voll, werden die ältesten Teile der Aufzeichnung überschrieben. So kann man im S1 ungefähr (abhängig von der tatsächlichen Datenmenge) eine halbe Stunde bis Stunde zurückspulen und die Musik direkt aus dem Speicher hören.

Über den praktischen Wert lässt sich streiten, aber zumindest bei seriellem Internet-Radio, das sich nicht stoppen oder zurückspulen lässt, könnte das hier und da nützlich sein. Natürlich soll davon auch der Klang profitieren, weil die Musik stets nur aus dem DMA-Festspeicher abgespielt wird. Aktuell ist mir kein anderer Audio-Streamer bekannt, der über diese Möglichkeit verfügt. Einen gewissen Puffer haben natürlich die meisten Geräte, aber der lässt sich normalerweise nicht zurückspulen und basiert auch nicht auf DMA-Speicher, wie hier.

Der Vega S1 benötigt für den Betrieb im einfachsten Fall eine Endstufe mit Passivlautsprechern oder ein paar Aktivlautsprecher, denn er verfügt über eine zuschaltbare passive Lautstärkeregelung. Der Pegel kann über die Tasten an der Oberseite, per App, oder mit einer beliebigen IR-Fernbedienung erfolgen. Wie bei Auralic üblich, kann auch der Vega S1 die Befehle beinahe jeder vorhandenen IR-Fernbedienungen erlernen. Darum wird auch keine mitgeliefert.

Der Vega S1 in der Praxis

Ich konnte den S1 wegen der bevorstehenden High End Messe (es gab nur ein Vorab-Gerät) nur relativ kurz testen, bevor er wieder zurück musste. Für ständigen Zugriff bei der täglichen Arbeit habe ich ihn in meinem Desktop-Setup an die T+A A 200 Stereoendstufe und die Wilson Audio TuneTot angeschlossen. Als Benchmark diente mir der mehr als doppelt so teure Nubert nuControl X. An dessen Anschlussvielfalt kommt der neue kleine Auralic zwar nicht heran, aber er verspricht ebenfalls einige interessante DSP-Features und Einmessung per Dirac Live.

Da mir das Auralic-Konzept schon viele Jahre bekannt ist und sich an den Grundprinzipien zur Bedienung nicht viel geändert hat, bot auch die Einrichtung erwartungsgemäß keine Überraschungen. Selbst Auralic-Neueinsteiger dürften damit nicht das kleinste Problem haben. Bei der Ersteinrichtung ist lediglich zu beachten, ob der Vega S1 an eine Endstufe oder an einen Vor- oder Vollverstärker mit eigener Lautstärkeregelung angeschlossen werden soll. Die Vorstufenfunktion (sprich: die interne Lautstärkeregelung) war bei dem Testexemplar im Auslieferungszustand nämlich ausgeschaltet. Soll das Gerät an eine Endstufe angeschlossen werden, muss die Vorstufenfunktion vorher unbedingt im DAC-Setup aktiviert und der Pegel herunter geregelt werden. Sonst könnte es bei den ersten Tönen ein böses Erwachen geben.

Auralic Vega S1
Die Vorstufenfunktion bietet noch einige nützliche Einstellungsmöglichkeiten (Foto: F. Borowski)

Zur Pegelregelung verwendet der Vega S1 übrigens eine analoge Widerstandsleiter, was auch an den dezenten Relais-Klickgeräuschen bei der Einstellung zu erkennen ist. Ist der Pegel eingestellt, verhält sich diese Regelung rein passiv. Diese Methode gilt als eine der klanglich besten Möglichkeiten zur Lautstärkeregelung und wird auch in einigen anderen hochwertigen Komponenten wie beispielsweise bei T+A eingesetzt.

Üblicherweise ist mein erster Schritt nach der Inbetriebnahme, das Gerät in Roon zu aktivieren. Der S1 wird Roon Ready sein, war zum Testzeitpunkt aber noch nicht fertig zertifiziert. Somit hätte ich ihn mit Roon im Netzwerk nur via AirPlay ansprechen können, was aber aus klanglichen Gründen für mich nicht in Frage kommt. Bis die Roon-Ready-Zertifizierung durch ist, können Roon-Nutzer aber eine USB-Direktverbindung mit einen Mac oder PC nutzen.

Auralic Vega S1
Auch der S1 kann die Befehle von fremden IR-Fernbedienungen lernen. Hier die von Rose HiFi (Foto: F. Borowski)

Selbstverständlich bietet der Vega auch intern die Möglichkeit, die wichtigsten Streamingdienste zu nutzen. Darunter Qobuz, Tidal Connect, Spotify Connect, Amazon Music und noch mehr, inklusive Internet-Radio. Eigene Musik kann per USB-Speicher angebunden werden, wie bei modernen Streamern üblich. Und natürlich unterstützt der Auralic hierfür praktisch alle gängigen Formate.

Ein kleiner Komfort-Nachteil ergibt sich durch das neue Gehäusekonzept und den Wegfall des Dreh-Drück-Reglers der größeren Komponenten. Das Menü und die Musiksteuerung (allerdings nur Play/Pause) erfolgt beim S1 über vier Tasten plus eine Power-Taste an der Oberseite. Das Prinzip der Navigation ist unverändert, jedoch empfinde ich die Bedienung über die Tasten als nicht ganz so intuitiv. Die Tasten haben einen guten Druckpunkt, die Beschriftungen sind jedoch sehr klein. Nach kurzer Eingewöhnung weiß man aber, welche Taste wofür ist und muss nicht mehr hingucken. Ungewöhnlich ist nur, dass bei den beiden (während der Wiedergabe) für die Lautstärke zuständigen Tasten die Rechte für leiser und die Linke für lauter gilt. Es wäre schön, wenn sich dies in den Einstellungen umkehren ließe. So, wie man beim Mac auch die Scrollrichtung für das Mausrad umkehren kann.

Auralic Vega S1
Die Steuertasten an der Oberseite haben einen guten Druckpunkt, sind aber nicht ganz so intuitiv nutzbar, wie ein Dreh-/Drück-Regler (Foto: F. Borowski)

Die App von Auralic nennt sich Lightning DS und bietet einen sehr hohen Reifegrad. Rein optisch mag es vielleicht nicht das modernste Interface sein, doch die Usability und Stabilität der App ist sehr gut. Über Lightning DS können auch zahlreiche Systemparameter eingestellt werden. Dazu wird der Anwender innerhalb der App in ein Web-Interface weitergeleitet. Die Liste der Funktionen dort ist sehr lang und reicht von Bibliothekseinstellungen über DSP-Parameter, DAC-Setup bis zur Hardware-Konfiguration. Auch die Implementation der verschiedenen Streamingdienste in Lightning DS ist aus meiner Sicht sehr gut gelungen.

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Auralic Vega S1
Das Hauptmenü, wie es sich im Web-Interface präsentiert. Hier das Bibliothekssetup… (Screenshot: F. Borowski)
Auralic Vega S1
… das Streamer-Setup … (Screenshot: F. Borowski)
Auralic Vega S1
… DAC-Setup … (Screenshot: F. Borowski)
Auralic Vega S1
… und das Hardware- Setup (Screenshot: F. Borowski)
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Wie alle Auralic Streamer kann auch der Vega S1 als Server fungieren und Musik für andere Geräte im Netzwerk bereit stellen. Wer das nicht benötigt, kann die Server-Funktionalität im Setup abschalten, was den Stromverbrauch im Ruhezustand verringert. Ich konnte nicht alle Messungen in den unterschiedlichen Betriebsmodi vornehmen, aber im Ruhezustand (nicht über das Netzwerk erreichbar) verbraucht der Vega S1 etwa 1,8 Watt. Im Betrieb sind es um 15 W, wobei das auch ein wenig davon abhängig ist, ob und welche Massenspeicher per USB angeschlossen sind.

Apropos USB. Hierüber kann nicht nur ein Speichergerät angeschlossen werden. Das System unterstützt auch USB-CD-Laufwerke zur Wiedergabe und zum Rippen von CDs. Detaillierte Informationen dazu bietet Auralic hier an.

Der Vega S1 hat kein Bluetooth und auch kein WLAN. Die Anbindung ans Netzwerk erfolgt ausschließlich über LAN-Kabel. Andere Quellengeräte lassen sich nur digital anschließen. Dafür stehen zwei mal Toslink, einmal Coax und USB-Audio zur Verfügung. Ausgänge gibt es nur analog als Cinch oder XLR. Die HDMI-Buchse an der Rückseite dient zum Anschluss des optionalen, externen Netzteils. HDMI ARC hat der Vega S1 nicht.

Auralic Vega S1
Vier digitale Eingänge plus USB für HDD und Analogausgänge als Cinch und XLR. Die HDMI-Buchse dient zum Anschluss des optionalen Netzteils (Foto: F. Borowski)

Der frühe Vogel…

… fängt nicht immer den Wurm. Als Tester freut man sich stets, wenn einem die Möglichkeit gegeben wird, als Erster (oder einer der Ersten) ein neues Produkt testen zu dürfen. Doch nicht selten haben Produkte, die auf Software angewiesen sind, in einem so frühen Stadium oft noch gewisse Limitierungen. So war beim Vega S1 nicht nur Roon noch nicht zertifiziert, auch die neue Lightning OS-Version V10 war noch nicht so weit fertig, um alle Features ausprobieren zu können. Daher muss ich ihnen Dinge wie die Zurückspulen-Funktion des Direct Data Recordings und die Einmessung per Dirac Live vorerst schuldig bleiben. Ich hoffe aber, dies zu einem späteren Zeitpunkt – etwa beim Test des noch bevorstehenden Topmodells Vega G3 – nachliefern zu können.

Hörtest – Ein wahrer Strahlemann

Ganz ähnlich wie beim kürzlich getesteten Silent Angel Munich MU liegt auch beim Auralic Vega S1 das Hauptaugenmerk seines Konzeptes auf dem Klang. Alles in der Hard- und Software ist darauf ausgelegt, die digitalen Musikdaten auf möglichst perfekte Weise für den anschließenden analogen Marsch bis in die Lautsprecher vorzubereiten. 

Auralic Vega S1
Im Klangtest schlug sich der Vega S1 überragend gut, selbst gegen den mehr als doppelt so teuren Nubert nuControl X (Foto: F. Borowski)

Ich kann vermelden: Voller Erfolg! Der Vega S1 begeistert vom ersten Ton an mit einer für diese Preisklasse überragend prickelnden, sauberen und feinen Wiedergabe. Der Hintergrund hat zudem diese besondere „Schwärze“, welche der Musik eine besondere Lebendigkeit und Dynamik verleiht. Gerade diese Eigenschaft kenne ich sonst nur von erheblich teureren Streamern. Der Vega S1 bewegt sich damit locker auf dem Niveau des viel teureren nuControl X. Mit dessen Flexibilität kann der kleine Auralic zwar nicht mithalten, aber das war ja auch nicht das Ziel der Entwickler, sondern die Konzentration auf möglichst viel Klang fürs Geld. Und das ist bestens gelungen.

Die Endstufe A 200 hatte ich übrigens per XLR angeschlossen und im Setup des S1 die Ausgangsspannung von 5 auf 2 V verringert. An die Cinch-Ausgänge habe ich parallel den flachen nuSub XW-800 slim verbunden. Ein Subwoofer-Management besitzt der S1 zwar nicht, aber der Nubert hat dafür alles nötige an Bord. Mit ein paar Feinjustierungen klappte das ganz hervorragend, sodass ich am Ende ein so piekfeines und zugleich erwachsenes Klangbild am Desktop erleben durfte, wie selten zuvor. Und niemals zuvor mit einer Streaming-DAC-Vorstufe in dieser Preisklasse.

Noch ein paar Worte zum PureDAC-Modus. Der verspricht eine noch bessere, reinere Wiedergabe über USB, indem nicht benötigte Gruppen wie die Streamingeinheit abgeschaltet werden. Im direkten Vergleich – also mal im normalen, mal im PureDAC-Modus – empfand ich die Unterschiede als äußerst gering. So gering, dass sich die Aktivierung wohl nur für diejenigen lohnt, die Musik ausschließlich via USB spielen. Mit aktivem PureDAC-Modus sind viele Funktionen deaktiviert und das Menü entsprechend ausgedünnt.

Auralic Vega S1
Mit aktiviertem PureDAC-Modus (hier zu sehen) hat das Menü nur halb so viele Einträge wie im normalen Modus. Das silberne Gerät auf dem Rücken des S1 ist eine USB-Festplatte (Foto: F. Borowski)

Fazit: Das nächste Level ist erreicht 

Die Klangunterschiede von Streamern und DACs mögen im großen Kontext gesehen zwar relativ klein sein, aber es erstaunt mich immer wieder, dass sie doch das berühmte Zünglein an der Waage sein können, welches über Wohl oder Wehe entscheidet. Im Falle des Auralic Vega S1 ist die Sache klar: Mehr Klang für weniger Geld dürfte unter Streaming-DACs derzeit schwer zu finden sein.

Mit dem optionalen Netzteil S1 und der Möglichkeit, den noch mehr spezialisierten Aries S1 für den Streaming-Part zu ergänzen, besteht zudem die Möglichkeit, noch einen Schritt weiter hoch auf der Leiter zu klettern. Ich für meinen Teil bin schon vom Vega S1 allein äußerst angetan. Macht Auralic sich damit vielleicht sogar eine zu starke eigene Konkurrenz für die teureren Modelle? Eine Frage, die ich vorst mal so im Raum stehen lassen muss.

Die besonderen Eigenschaften des neuen Lightning OS V10, das für den Vega S1 zum Testzeitpunkt noch nicht alle Funktionen bot, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt ausloten.

Auf der High End vom 09. bis 12. Mai können Sie die neuen Auralic-Komponenten im Raum A 4.2, E211 live erleben.

AURALIC Vega S1
2024/05
Test-Ergebnis: 4,5
ÜBERRAGEND
Bewertungen
Klang
Praxis
Verarbeitung

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
kompaktes, schön gemachtes Gehäuse
viele hoch spezialisierte Features
Exzellente Preis/Klang-Relation
Serverfunktion

Vertrieb:
DREI H Vertriebs GMBH
Kedenburgstraße 44 / Haus D
22041 Hamburg
Telefon: 040 375 075 15
3-h.de

Preis (Hersteller-Empfehlung):
Auralic Vega S1: 1.999 Euro

Technische Daten

AURALIC VEGA S1
Konzept:Streaming-DAC-Vorverstärker
Wandler-Bestückung:Für Auralic angepasste DACs
Eingänge digital:Coax, 2x TOS, USB-Audio/Media
Ausgänge digital:keine
Eingänge analog:keine
Ausgänge analog:Stereo Cinch+XLR + Kopfhörer
App / Fernbedienung:Lightning DS / Lernfunktion für vorhandene IR-Geber
Besonderheiten:Hochauflösendes 4″ LCD-Farb-Display, IR-Lernfunktion, Direct Data Recording
Farben:
Schwarz mit silbergrauen Tasten an der Oberseite
Abmessungen (B x H x T):210 x 290 x 80 mm
Gewicht:?? Kilogramm (nur Gerät unverpackt)
Alle technischen Daten
Mit- und Gegenspieler:

Test Auralic Altair G1.1 Streaming-DAC: To Serve and to Delight
Test Streaming/DAC-Vorstufe Nubert nuControl X: Aufbruch in neue Dimensionen
Test T+A DAC 200 und Endstufe A 200 – maximaler Musikspaß im Midi-Format, Made in Germany
Test Wilson Audio TuneTot – der ultimative High-End Monitor
Vergleichstest Flach-Subwoofer: Canton, Heco, Nubert

Autor: Frank Borowski

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LowBeats Experte für Schreibtisch-HiFi und High End kennt sich auch mit den Finessen der hochwertigen Streaming-Übertragung bestens aus. Zudem ist der passionierte Highender immer neugierig im Zubehörbereich unterwegs.