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Polestar 3
Das BEV (Battery Electric Vehicle) bietet die leise Kulisse für den Atmos-Konzertsaal auf Rädern (Foto: S. Schickedanz)

Test Polestar 3 mit Immersive-Soundsystem von B&W

Der Polestar 3 kam zwar schon Ende 2022 auf den Markt, aber bislang bot sich für uns noch keine Möglichkeit zu einem Fahr- und Hörtest. Die aber ergab sich im Frühsommer diesen Jahres, als der Vertrieb des schwedisch/chinesischen Joint-Venture in Zusammenarbeit mit Dolby zu einem mehrtägigen Polestar-3-Event nach Spanien einlud, wo ich ihn dann ausgiebig testen konnte. Was Dolby damit zu schaffen hat? Der Polestar 3 mit Immersive-Soundsystem von B&W hat – wie schon der Name verrät – ein immersives 3D-Soundsystem eingebaut und Marktführer Dolby steuert die Raumklangtechnik bei.

Ich hatte schon vorab von Harman-Entwicklern (die ja einen Großteil der Abstimmung und Konzeption gemacht haben) geradezu Euphorisches von diesem System gehört. Und tatsächlich sollte es mein bisheriges Wertesystem von 3D-HiFi im Auto neu sortieren – was dazu führt, dass dieses Mal der Fahrtest des Polestar 3 in den Hintergrund trat und dafür der Hörtest seines B&W Soundsystem XL-Format bekam.

Designer Nahum Escobedo
Nahum Escobedo, der Designer des Polestar 3, präsentiert mit Elan die schwungvollen Linien des E-SUV. (Foto: S. Schickedanz)

Betrachten wir zunächst die Optik: Der Polstar 3 beeindruckt auf den ersten Blick durch sein elegantes, minimalistisches Design, das auf unnötige Zierelemente verzichtet und stattdessen auf klare Linien und hochwertige Materialien setzt. Diese vornehme Zurückhaltung setzt sich auch im Innenraum fort, wo auch das 3D-Soundsystem von B&W nahtlos integriert ist. Die Lautsprecher sind nach Dolby-Vorgaben im gesamten Fahrzeug verteilt – in Kopfstützen, Dachhimmel und hinteren Radkästen.

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Tweeter on Top
„Tweeter on Top“ nennt B&W seinen Nautilus-Hochtöner auf dem Armaturenbrett (Foto: S. Schickedanz)
Polestar 3 innen
Türlautsprecher des B&W Sound-Systems (Foto: S. Schickedanz)
Polestar 3 innen
Dachlautsprecher für Dolby Atmos 3D Sound (Foto: S. Schickedanz)
Polestar 3 innen
Die Tweeter für den linken und rechten Kanal sitzen in den Spiegel-Dreiecken (Foto: S. Schickedanz)
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Die Lautsprechergitter, gefertigt aus Edelstahl mit einer speziellen Ätztechnik, fügen sich perfekt in das Interieur ein und vermitteln ein Gefühl von Raffinesse und Eleganz. Deren Grills sind nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch funktional, da sie mit ihrer Struktur die akustische Transparenz maximieren und so eine unverfälschte Klangwiedergabe ermöglichen.

Polestar 3 mit Immersive-Soundsystem von B&W: die Klangarchitektur

Das Herzstück des Systems im Polestar 3 bildet die stattliche Anzahl von 25 Lautsprechern, die eigens dafür ausgerichtet sind, eine dreidimensionale Klangbühne zu erzeugen. Dazu gehören fünf Nautilus-Hochtöner mit 25 Millimeter großer Kalotte, die im Armaturenbrett sowie in den vorderen und hinteren Türen platziert sind. Diese Hochtöner richten den Klang direkt auf die Insassen und minimieren dadurch akustische Reflexionen von der Windschutzscheibe.

Die insgesamt sieben (!) Mitteltöner sind allesamt mit Membranen aus dem B&W-typischen Continuum-Gewebe erstellt. Das Membranmaterial aus silbrig-grau schimmernden Verbundgewebe gab seinen Einstand in der 800-D3-Serie von Bowers & Wilkins und sorgte im ersten Hörtest beim damals gerade erst gestarteten HiFi-Magazin LowBeats, das seinerzeit den ersten Tesz machen durfte, für großes Aufhorchen.

Zwei 10-Zentimeter-Mitteltöner in den vorderen Türen unterstützen die verzerrungsarme Mittenwiedergabe und sorgen für eine präzise Intonation von Stimmen und Instrumenten. Zusätzlich gibt es fünf kleinere 8-Zentimeter-Typen, die im Armaturenbrett, den hinteren Türen und im Dachhimmel installiert sind. Diese sollen für eine ausgewogene Klangwiedergabe auf allen Sitzplätzen sorgen. Für den perfekten, dreidimensionalen Sound auch von oben sind vier kleinere Breitbandlautsprecher mit Aluminium-Membran (Durchmesser: 4 Zentimeter) im Himmel über den vorderen und hinteren Sitzen eingelassen. Ein weiterer besonderer Kniff sind vier weitere Breitbandlautsprecher in den vorderen Kopfstützen, die ein weites, räumliches Surround-Sound-Erlebnis bieten und Warnsignale sowie Navigationsansagen abspielen.

Für den richtigen Kickbass kommen vier 17-cm Langhub-Woofer in den vorderen und hinteren Türen zum Einsatz. Ergänzt wird die Bass-Performance durch einen stattlichen 10 Zoll Subwoofer (25 Zentimeter) im Kofferraum, der tiefe, präzise Bässe liefert. Der Subwoofer ist an die Außenluft gekoppelt, was ihn im Fahrzeug praktisch unsichtbar macht und das Dröhnen reduziert.

Wer nun genau mitgezählt hat, kommt auf 25 Kanäle. Und richtig: Wir finden einen entsprechenden 25-Kanal-Verstärker im Kofferraum. Mit einer Gesamtleistung von über 1.600 Watt treibt er das System souverän an: Diese hohen Leistungs-Reserven geben ein Versprechen – nämlich, dass die Klangwiedergabe auch bei höheren Geschwindigkeiten (und dann entsprechend höheren Pegeln) immer klar, kraftvoll und detailreich bleibt.

Polestar 3
Der Polestar 3 lässt beim Fahren sein Gewicht vergessen (Foto: S. Schickedanz)

Sound Processing und Klangoptimierung

Ein besonderes Highlight des Systems ist die Unterstützung von Dolby Atmos, einer aus anspruchsvollen Kinos und Home-Theatres bekannte Technologie. Dolby Atmos ermöglicht nicht nur eine beeindruckend dreidimensionale Audiowiedergabe, sondern kann zudem einzelne Klangereignisse sehr plastisch an jede gewünschte Stelle im Wiedergaberaum modellieren. Diese Technik offenbart eine Tiefe, Klarheit und Detailtreue, die in herkömmlichen Audiosystemen schlicht nicht zu erreichen ist.

Ein weiteres innovatives Feature ist die interaktive Audiofunktion „Virtual Venues Live“: Harman, die auch hinter dem B&W-System des Polestar 3 stehen, hatten dieses bereits 2019 Las Vegas auf der CES präsentiert. „Virtual Venues Live“ ermöglicht es den Fahrzeuginsassen, akustisch in unterschiedliche Veranstaltungsorte versetzt zu werden. Durch klug platzierte Mikrofone im Fahrzeug und eine aktive Akustiktechnologie wird die Klangwiedergabe so angepasst, dass sie wie ein Live-Erlebnis wirkt.

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Polestar 3 Bildschirm. (Foto: S. Schickedanz)
Polestar setzt auf einen XXL-Touchscreen. (Foto: S. Schickedanz)
Polestar 3 Bildschirm. (Foto: S. Schickedanz)
Umfangreiche Klangeinstellungen auf dem Zentralbildschirm. (Foto: S. Schickedanz)
Polestar 3 Bildschirm. (Foto: S. Schickedanz)
Großzügige Cover-Darstellung. (Foto: S. Schickedanz)
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Die Gothenburg Concert Hall ist einer der auswählbaren virtuellen Veranstaltungsorte, die ein authentisches Klangerlebnis bieten sollen. An diesem Ort konnte ich auch schon einmal an einem interessanten Experiment teilnehmen – dem Vergleich Konzertsaal gegen ein Live-Streaming ins Auto. Deshalb wusste ich in etwa um die Akustik des Konzertsaals und war beeindruckt, wie dicht ich im Polestar an diese Perfomance heramkam – klasse.

Klangvoreinstellungen und Benutzererfahrung

Das System bietet eine Vielzahl von Klangvoreinstellungen, die es dem Nutzer ermöglichen, das Hörerlebnis individuell anzupassen: Surround Sound Experience bietet ein immersives Klangerlebnis, das den Hörer in den Mittelpunkt des Klangs stellt.

Studio/Reference ermöglicht eine neutrale Klangwiedergabe, die nichts hinzufügen oder wegnehmen soll und die Authentizität einer Studioaufnahme bewahrt. Individual Stage erzeugt das Gefühl, dass der Künstler direkt vor einem spielt, mit Anpassungen der Surround-Sound-Intensität und der Größe des virtuellen Veranstaltungsortes. Und Concert Hall reproduziert die berühmte Akustik der Gothenburg Concert Hall.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, über Equalizer, Balance und Fader weitere Klangbeeinflussungen vorzunehmen. Im Modus Studio/Reference kann der Klangfokus zwischen Fahrer, Beifahrer und allen Plätzen umgeschaltet werden, was eine noch präzisere Anpassung des Klangs ermöglicht.

Fahrerlebnis und Klangqualität

Das Bowers & Wilkins Sound System im Polestar 3 beeindruckt nicht nur durch seine technischen Spezifikationen, sondern auch durch die herausragende Klangqualität. Die 25 über den gesamten Innenraum verteilten Lautsprecher erzeugen eine immersive Sound-Performance, die den Hörer in eine andere Welt versetzt. Die Klangbühne ist so präzise und weitläufig, dass man bisweilen wirklich beinahe das Gefühl hat, sich in einem Live-Konzert zu befinden.

Besonders bemerkenswert ist die Fähigkeit des Systems, einzelne Instrumente und Stimmen präzise im Raum zu positionieren. Dies führt zu einer enormen Klarheit und Detailtreue, die selbst feinste Nuancen der Musik offenbart, etwa wie Chorus-Effekte mit der Solostimme. Der Bass ist kraftvoll und präzise, ohne dabei die Mitten und Höhen zu überdecken. Die Höhen sind klar und brillant, was zu einem insgesamt ausgewogenen und lebendigen Klangbild führt.

Die Lautsprecher in den Kopfstützen und die Effekt-Lautsprecher der Höhenkanäle im Dach waren akustisch nicht direkt wahrnehmbar, wodurch man sich im Klang wie in einem echten Konzertsaal verlor. Bei entsprechender Musik aus dem Tidal-Angebot sorgte Dolby Atmos nicht nur dafür, dass die Klangbühne über dem Armaturenbrett in die Höhe erweitert wurde, wie es auch bei der Auro-3D-Anlage im Panamera 2016 der Fall war. Die Bühne wurde im Polestar 3 ebenfalls breiter und der gesamte Aufnahmeraum erweiterte sich über die Grenzen der Fahrzeugkabine hinaus.

Während man sich bei voller Fahrt normalerweise auf die Feinheiten konzentrieren muss, konnte ich mich im Polestar 3 ganz auf die aufkommende Gänsehaut verlassen. Die 25 Lautsprecher mit über 1.600 Watt erzeugten eine beeindruckende räumliche Wirkung durch die Höhenkanäle, was für einen packenden Gänsehauteffekt sorgte. Das leise, mühelose Gleiten des Elektro-SUVs bot die perfekte Bühne für dieses außergewöhnliche Soundsystem. Einzelne Instrumente und Chöre waren deutlich außerhalb des Fahrgastraums ortbar, was den oft bemühte Begriff des Konzertsaals auf Rädern endlich Realität werden ließ. Dabei verblüffte mich aber auch das leichtfüßige Fahrgefühl des immerhin 2,5 Tonnen schweren Elektro-SUV, das sich in den Serpentinen bei Madrid erstaunlich sportlich bewegen ließ. Seine Luftfederung verband dabei die nötige Fahrstabilität mit gutem Abrollkomfort.

Andreas Ehret, VP Dolby Consomer Entertainment
Andreas Ehret, VP Dolby Consumer Entertainment war auch mit von der Partie (Foto: S. Schickedanz)

Tonal der Bowers & Wilkins Tradition verpflichtet

Die Klangabstimmung des 3D-Soundsystems im Polestar 3 orientiert sich an der 800er-D4-Referenz-Serie von Bowers & Wilkins, die häufig in Tonstudios verwendet wird. Allerdings haben die Spitzenmodelle der Briten auch einen leicht brillanten Charakter in den Höhen, um Audiophilen zu zeigen, dass sie etwas Besonderes hören. Dieser kleine Showeffekt ist auch im Soundsystem des Polestar 3 vorhanden.

Bei audiophilen Aufnahmen, wo meist eine zarte Frauenstimme von ein oder zwei Naturinstrumenten begleitet wird, ist man auch als abgeklärter Tester im Polestar 3 echt beeindruckt: so klar, plastisch… Wenn Rockbands zusammenspielen oder das Signal bei Stimmen laut und komplex wird, kann der Klang jedoch etwas streng wirken. Das ist jedoch Kritik auf hohem Niveau. In Sachen Neutralität erreicht das B&W-System im Polestar 3 zwar nicht ganz das Niveau des McLaren Artura oder des Porsche Panamera. Doch in Bezug auf die räumliche Darstellung, mit seinem Atmos-ähnlichen Konzertsaal-Effekt, übertrifft es sogar den damals überragend getesteten Panamera. Dessen Auro-3D-Sound-System hob die Bühne zwar auch an. Doch bei der B&W-Anlage mit Dolby Atmos gewann der imaginäre Hörraum auch gleichzeitig an Breite und schafft in alle Dimensionen eine lückenlose, immersive Räumlichkeit.

Die Basswiedergabe des Bowers & Wilkins HiFi-Systems im Polestar 3 war beeindruckend präzise mit ihrem staubtrockenen, kraftvollen Punch und vergleichbar mit der Performance im McLaren Artura – was einiges aussagt. Denn der extrem steife und enge Sportwagen setzte sich deutlich vom B&W-Surround-System in den Oberklasse-Modellen 7er-BMW und dem BMW iX ab, die ich beide bereits für LowBeats getestet habe.

Fazit Polestar 3 mit Immersive-Soundsystem von B&W

Der Polestar 3 bietet ein gerütteltes Maß an ebenso leichtfüßigem wie leisem (im Sinne der Geräuschkulisse) Fahrvergnügen. Es ist das, was ich als Fahrzeugtester vom neuen E-SUV erwartet habe. Überrascht allerdings hat mich das B&W Soundsystem. Die Kombination aus fortschrittlicher Technik, sorgfältiger Integration und erstklassiger Klangwiedergabe macht dieses System zu einem absoluten Highlight im Bereich der In-Car-Audio-Systeme.

Vor dem Hintergrund der vielen, derzeit auf den Markt kommenden Immersive-Aufnahmen (vor allem von Apple) und den immer noch stark beschränkten Möglichkeiten, diese Aufnahmen auch entsprechend gut zu hören, ist der Polestar 3 derzeit eine der beeindruckendsten Formen, „immersive“ zu hören. Hier fährt die Auto-Industrie den HiFi- und AV-Herstellern offenkundig davon. Beim Polestar 3 kann man übrigens nicht wählen – das B&W-System ist immer Teil der Ausstattung. Selbst Autofreunde, die keinen Wert darauf legen, werden so zu schönen Hörerlebnissen gebracht…

Polestar 3 mit B&W 3D Sound-System
2024/06
Überragend
Bewertung
Anlage
Auto
Fahrspaß

Gesamt

Die Bewertung bezieht sich immer auf die jeweilige Preisklasse.
Exzellente Räumlichkeit
Breite, hohe und tiefe, stabile dabei plastische Hörbühne
Staubtrockener Bass mit hohen Pegelreserven
Das leise Schwebegefühl von Luftfederung und E-Antrieb passt perfekt zum abgehobenen Hörerlebnis

Vertrieb:
Polestar Automotive Germany GmbH
Köln
www.polestar.com

Preis (Herstellerempfehlung):
Polestar 3 Launch Edition (Long Range Dual Motor) ab 88.600 Euro
Bowers & Wilkins 3D Sound System mit Dolby Atmos: Serie

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Autor: Stefan Schickedanz

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Schneller testet keiner. Deutschlands einziger HiFi-Redakteur mit Rennfahrer-Genen betreut bei LowBeats den Bereich HiFi im Auto sowie die Themengebiete Mobile- und Smart-Audio.